01.11.2010: Olala! Nur ein Bildschirm für alle?

Es ist eine lange Anreise nach Japan, immerhin wollen acht Zeitzonen überwunden werden. Deutschland verabschiedet sich mit einer Signalstörung bei Aschaffenburg, so dass ich mit einer halben Stunde Verspätung am Flughafen in Frankfurt ankomme. Bin gespannt, ob die japanischen Bahnen so zuverlässig sind, wie ihr Ruf.

Der Flug sollte recht lustig werden. Zu meiner Linken saß eine Japanerin aus Kobe, zu meiner Rechten ein Japaner aus Nara. Wir hatten nur einen gemeinsamen Fernsehbildschirm, aber jeder eine Fernbedienung. Olala! Wer bestimmt das Programm? Sollte es sein, dass der Lufthansa-Flieger nicht dem üblichen Langstrecken-Standards entspricht? Ich konnte die beiden schnell beruhigen: Der Bildschirm vor uns an der Wand war nur der Info-Bildschirm über Flughöhe, Streckenführung usw. Unsere Bildschirme waren, da wir in der ersten Reihe hinter der Küche saßen (mit viel Beinfreiheit), unter unseren Sitzen versteckt. Richtig lustig wurde es, als wir die Esstische aufklappen wollten und die Zahl der Hände nicht gereicht hat. Trotz Beinfreiheit habe ich aber kaum ein Auge zugemacht.

02.11.2010: Bin müde - shikata ga arimasen!

Der Kansai International Airport, eines der beiden Haupteinfalltore für Japan, ist überraschend kompakt und leer. Alles ist bestens organisiert. Vorausgesetzt, man ist nicht gerade über 1,70 Meter groß (Ich bin da ein ganzes Stück größer). Beim Immigrant Office muss ich meine beiden Zeigefinger abscannen lassen; außerdem wird ein Foto gemacht. Versuch 1 schlägt fehl. Der Officer bittet mich, meine Finger fester auf die Scheiben zu drücken. Klar, kein Problem. Versuch 2 schlägt ebenso fehl wie Versuch 3. Ich soll noch fester drücken. "Officer, also wenn ich noch fester drücke, splittert irgendwann mal das Glas!" Da entdeckt der Beamte endlich den Fehler und schwenkt die Kamera 40 bis 50 Grad nach oben- lag nicht im Finger- sondern am Gesichtsscanner, der auf japanische Standardmaße eigestellt war. Jetzt erkennt der Computer endlich mein Gesicht und nicht nur meinen Bauch! Von wegen den Finger fester drücken!

Auslöser für meinen Besuch in Japan war der JCI-Weltkongress (JCI=Junior Chamber International, hier gehören auch die Wirtschaftsjunioren dazu). JCI hat einen Stand am Flughafen, wo ich mit einem Aperitif begrüßt und einem Vorschlag, wie ich mein Hotel am besten erreiche, wieder verabschiedet werde. Die schnellste Verbindung ist per Bus. Gar nicht so einfach, ein Ticket zu kaufen, wenn alle Anweisungen auf Japanisch sind. Nur über den mir bekannten Fahrpreis finde ich das richtige Ticket. Für die beiden weiteren Auswahltasten habe ich den 50:50-Joker gesucht, aber nicht gefunden. Habe halt einfach irgendeine Taste gedrückt. Offenbar die richtige, denn ich wurde mitgenommen. Von der Endstation des Busses sind es noch zwei U-Bahn-Stationen bis zum Hotel. Unterstützt von fünf freundlichen Japanern kaufe ich eine Tageskarte für die U-Bahn. Überhaupt sind die Leute wahnsinnig freundlich hier: Sobald ich einen Stadtplan öffne, kommt jemand und bietet mir seine Unterstützung an.


Wie ich in den kommenden Tagen merken sollte, sind U-Bahn-Stationen in Osaka extrem ausgedehnt. "Meine" Station Tanimachi4-chome (nicht zu verwechseln mit der Tanimachi6-chome oder gar der Tanimachi9-chome) erstreckt sich z.B. über 4 Straßenblöcke in Nord-Süd- und 6 Straßenblöcke in West-Ost-Richtung, also gut 400 Meter. Dummerweise muss ich dabei zwei Bahnlinien unter- bzw. überqueren. Boah ey, so ein Koffer kann ganz schön schwer werden beim Treppauf, Treppab! 

Ich biege nach ca. 200 Metern in die Straße ein, wo mein Hotel nach ca. 50 Metern stehen soll. Aber scheinbar hat sich ein Kollege einen Scherz mit mir erlaubt: "Chamber of Industry and Commerce" steht außen dran. Hey Leute, ich bin seit über 24 Stunden auf den Beinen und wollte jetzt nicht in mein Büro! Für solche Scherze bin ich im Moment nicht zu haben.

Das Dumme an Japan ist, dass es kaum Straßenschilder gibt, also ist es eher zufällig, wo man landet. Der Punkt auf Googlemap war rund 50 Meter versetzt, mein Hotel war in der Parallelstraße. Hier wohne ich im 6. Stock. Das Studio im Weekly Mansion Osaka at Otemae ist mit ca. 20-22 qm für japanische Verhältnisse recht groß und hat eine Küche mit Herd, Mikrowelle, Kühlschrank, Tiefkühlfach, Wasserkocher und kostenlosem Internetzugang.

Will mich eigentlich aufs Ohr hauen, blicke vorher aber noch mal kurz ins Programm, wann das Delegationsbriefing ist. Oh Mann, in einer halben Stunde soll das Treffen stattfinden. Also 1x duschen und 1x rauskriegen, wo ich hinmuss. Komme im Hotel an, wo das Treffen stattfinden soll. Keine deutsche Delegation zu sehen, im Hotel weiß keiner was (Hinterher erfahre ich, dass kaum einer da war- woher das wohl kommt?). Treffe allerdings andere Deutsche an, die auch hinwollen, aber ebenfalls niemanden finden. Das Ende vom Lied, wir gehen ins 500 Meter entfernte Headquater, checken uns ein und fahren per Bus gleich weiter zur Opening Ceremony. Hier gibt es, wie bei den internationalen JCI-Kongressen üblich, wieder einen Einmarsch der Nationen. Besonders farbenfroh die Afrikaner und Asiaten. Das offizielle Programm dauert zwei Stunden, eine Rede jagt die nächste. Die meisten Reden in Englisch, manche auf Japanisch mit englischen Einblendungen (meine Augenlider werden schwer) und auf eine Art Englisch mit japanischen Untertiteln (meine Augen werden richtig schwer). Beim Grußwort des japanischen Kronprinzen ist es nicht nur untersagt, zu fotografieren, sondern auch verboten, zu applaudieren. Eine merkwürdige Stille breitet sich aus.


Ich bin hundemüde, will eigentlich nur noch ins Bett, gehe aber noch mit zur "Welcome Night" unterhalb der Burg. Schließlich bin ich nicht nur müde, sondern auch hungrig und durstig. Hier wartet eine Art "Japanischer Marktplatz" auf uns mit etlichen Ständen, wo es japanische Spezialitäten gibt. Als erstes bekomme ich etwas in die Hand gedrückt, das nicht nur aussieht wie ein Oktopusauge, sondern auch so schmeckt. Also schnell was anderes probiert, um den Geschmack weg bekommen. Das nächste Gericht kommt mir auch nicht so ganz entgegen, irgendwelche unendlich fettigen Würste. Auch der Tako-yaki (frittierter Tintenfisch eingewickelt in Algen) macht mich noch nicht so richtig glücklich. Also erst einmal ein Bier. Aaaah! Endlich etwas, das schmeckt.



Nach dem etwas verhaltenen Start sollte ich aber noch viele Leckereien finden, etwa in Honig eingelegte Fleischspieße, Currygerichte, zara soba (kalte Nudeln mit Algen), agedashi-tofu (frittierter Tofu in einer Brühe) oder tsukini soba (Nudeln mit rohem Ei) und schließlich yaki-soba (gebratene Nudeln mit Fleisch und Gemüse), das ganze untermalt von einer tollen Show. Um den Wal-Stand (kein Rechtschreibfehler!) mache ich einen großen Bogen. So ist es schließlich 23 Uhr vorbei, als ich die Party verlasse. Auf meine Frage, ob es hier irgendwo eine U-Bahn-Station gibt, verneint die nette Dame vom Orga-Team. Also mit dem Bus erstmal wieder zum Headquater, dem Righa- Hotel und von dort per U-Bahn zurück zum Weekly Mansion Otemae, also meinem Hotel, in der Summe noch mal knapp eine Stunde Fahrzeit. Als ich mir am nächsten Tag einen Stadtplan organisiert hatte, sollte ich feststellen, dass es sehr wohl eine U-Bahn-Station gegeben hätte, nur 200 Meter entfernt... Aber egal, nach 34 Stunden geht es endlich ins Bett, kann mich eh kaum noch auf den Beinen halten.

"Shikata ga arimasen" heißt übrigens "Kann man nichts machen".

03.11.2010: Endlich ausgeschlafen - chotto matte kudasai!

Als ich endlich aufwache, ist es zwei Uhr. Nachmittags. Oha! Hat aber gut getan! Mein Voucher für das erste Mittagessen ist schon mal verfallen, also rüber zum Seven Eleven, etwas zu Essen organisieren (in Japan ungefähr ausgesprochen wie "sebun erebun" -  entgegen landläufiger Meinung sprechen die Japaner sehr wohl eine Art "r", dafür aber offenbar weniger ein "l". Der alte Werbespruch "Lass Dil laten, tlinke Spaten" müsste also eher "Russ Dir ruten, trinke Sputen"... heißen).

Unglaublich, auf den knapp 200 Metern von meinem Hotel zur U-Bahn komme ich an 5 Lebensmittelgeschäften, 2 Drogerien, einer Apotheke, einem McDonalds und einem Weihnachtsbaumladen (Weihnachtsbäume aus Kunststoff, kpl. geschmückt) vorbei - in Kyoto eine ganz normale Dichte. Die Lebensmittelläden konzentrieren sich auf das Wesentliche: Fertiggerichte, Kekse, Chips, Getränke, Kaffee, Tee, Geldautomat). Gerne haut Dir der Verkäufer Dein Essen mal eben in die Mikrowelle.

Ich fahre los zur Osaka Central Station, mein JR-Ticket abholen, also das Bahnticket, mit dem ich 14 Tage alle JR-Züge kostenlos benutzen kann. Wenn man sich überlegt, dass die halbstündige Fahrt vom Flughafen nach Osaka rein bereits 20 Euro kostet, für einen Kilometer auf der Autobahn schnell mal 1 Euro fällig wird- bestens investiertes Geld.


Der Bahnhof von Osaka ist der nackte Wahnsinn: Trotz Wegweisungen irre ich in diesem verwinkelten Gewusel orientierungslos durch die Gegend. Erinnert mich irgendwie an "Lost in Translation". Hier kommen nicht nur die JR-Linien nach Kobe und Kyoto, die Gakken- und die Higashi-Linie zusammen, sowie die JR Osaska-Loop Line (Ringlinie um Osaka), sondern auch die Linien der privaten Bahngesellschaften Hankyu-Seni und Hanshin Expressway mit ihren eigenen Bahnhöfen und Bahnnetzen sowie drei U-Bahnstrecken.

Kaufe im Yodobashi Umeda, einem spezialisierten Kaufhaus für Elektronik und Foto auf neun Etagen mit jeweils ca. 2000 qm einen Netzadapter und einen Rucksack. Auf einen Japaner wirkt so ein Media- oder Promarkt wahrscheinlich wie ein Tante Emma-Laden. Auf zwei Etagen übrigens ausschließlich Kloschüsseln. Wow! Aber dazu später mehr. 

In diesem Kaufhaus ist es wie überall in Japan: Totale Reizüberflutung. Du gehst in den Laden rein, siehst vor lauter knallbunten Werbetafeln überhaupt nichts mehr und hörst vor lauter Lautsprecherdurchsagen Dein eigenes Wort nicht mehr. Du kannst dem nirgends entfliehen: In der U-Bahn-Station wird jede einfahrende U-Bahn mit ultralautem Klingeln angekündigt, ein Angestellter mit Megaphon brüllt Dich an, wahrscheinlich mit dem Hinweis, rechts zu gehen. (Oder links? Oder schneller? Oder gar nicht?) Der Getränkeautomat kommuniziert in einer Tour mit Dir. Auch der Fahrstuhl im Hotel labert ununterbrochen. Nicht mal in meinem Zimmer habe ich Ruhe: Wenn ich den Klodeckel hochklappe, will das Klo nicht zurückstehen (die Klappe ist ja schon mal offen)- Wahrscheinlich kommt der Hinweis, ich soll im Sitzen pinkeln. Jo, scho recht, Sakra nochamol, aber ich tue mir mit dem Draufsetzen leichter, wenn der Deckel erst mal oben ist, bevor ich mich setze! Sonst gibt es eine Sauerei!

"chotto matte kudasai" heißt übrigens "Bitte warten Sie mal".



04.11.2010: Wo geht es nach San Francisco?

Beim Fahrkartenautomaten helfe ich einer japanischen Familie beim Kauf ihrer Tageskarten- davon erzählen die wahrscheinlich noch ihren Enkeln. Heute besuche ich einige Seminare. Trotzdem bleibt Zeit für Sightseeing. Auf geht’s nach San Francisco! San Francisco? Ja ja, schon - oder zumindest etwas ähnliches: Die Wirtschaftsjunioren sind exklusiv eingeladen in die Universal Studios Japan mit Straßenzügen aus San Francisco, Chicago, New York und New Orleans. Mit vielen Geschäften, etwa einem großen "Hallo Kitty"-Store. Die einzige Daseinsberechtigung von Kitty ist es, an allen Orten Japans, Kitty-Figuren, Kitty-Karten usw. mit lokalem Ambiente zu verkaufen, Kitty aus München hätte wahrscheinlich einen Bierkrug in der Hand, in Paris würde sie den Eifelturm hochkraxeln. Wie in Disneyland gehören Fahrgeschäfte auch dazu. Bei meinem Glück musste ich gleich als erstes die ultimativste Achterbahn Japans erwischen. So ganz ohne Brille mit einer einzigen Stange zwischen Dir und dem Abgrund kann das Leben hart sein!



Gegen 22:30 komme ich im Hafen an, wo die Global Village-Party stattfindet. Ich habe erst mal Hunger, stelle mich also beim Essensstand an. Komme mit meinen Vorder- und Hinterleuten intensiv ins Gespräch, mit Aoi und Ayako sowie Shibata und Miyamoto aus Osaka, Kirsi aus Lahti, Michael aus Seattle und Bum-Bum (so steht’s zumindest auf seiner Karte) aus Djakarta. Einer von uns sorgt immer dafür, dass das Bier nie ausgeht- da kommt einiges zusammen, bis wir gegen 0:30 Uhr endlich unser Essen bekommen: Japanische Klöße. Schauen eigentlich fast wie die fränkischen aus. Fast. Sie sind bloß "marginal" kleiner, ca. 4 cm im Durchmesser und statt Bröckela ist in der Mitte Oktopus. Schmecken aber excellent.

Als ich gegen 2:00 Uhr wieder am Swiss Hotel ankomme, der Endstation des Shuttle-Busses, geht seit 2 1/2 Stunden keine U-Bahn mehr, der Taxifahrer kapiert absolut nicht, wo ich hin will. Bevor ich Zeit mit Erklärungen vergeude, laufe ich die sechs Kilometer lieber zu Fuß. Sollte man mal gemacht haben. Wahnsinn, was um die Zeit in Osaka los ist. Viele Restaurants und Kneipen sind offen, Jogger und Radfahrer bevölkern in großen Gruppen die Straßen, Prostituierte buhlen um ihre Kundschaft, die ganzen Tante Emma-Läden haben mehr Kunden als am Tag, die Bürohengste waren mit ihren Kollegen einen zwitschern und sind auf dem Weg ins nächste Capsule-Hotel.


05.11.10: Willkommen im Hofbräuhaus!

Nach dem Besuch eines Seminars schaue ich mal bei der Tradeshow vorbei und erfahre dort, dass Treffpunkt für die German VIP-Reception (da werden die ausländischen "Promis" eingeladen, immerhin bewirbt sich Deutschland mit Leipzig um die Weltkonferenz 2014) nicht um 17:00 am Headquater stattfindet, sondern bereits 16:30 Uhr in der Phoenix Hall. Wo bitte ist die Phoenix Hall? Und nicht im Deutschland-T-Shirt, wie überall kommuniziert, sondern bitte im Anzug. Ah ja.

Wurde noch ein vergnüglicher Nachmittag, sitze bei Bier, Brezen und anderen typisch deutschen Leckereien wie Hühnchenschlegeln, mariniertem Fisch und Krabben mit einigen Gästen aus Estland, Finnland, Belgien und Schweden zusammen und treibe interessanten Small Talk. Anschließend tausche ich mich mit ein paar anderen noch über die ersten Erfahrungen in Japan aus. Spannend, wenn jemand dabei ist, der ein Jahr in Japan gelebt hat und auch immerhin 1.000 Schriftzeichen sprechen kann und versteht (auch wenn man zum Zeitunglesen mindestens 2.000 Zeichen verstehen muss). Oh Mann, diese Sprache mit ihren insgesamt drei bzw. eigentlich vier Alphabeten (im Computer-Zeitalter müssen die Japaner "unsere" Schrift natürlich ebenfalls verstehen) - Wahnsinn!

06.11.10: Auf zur Burg des weißen Reihers

Heute geht es nach Himeji, zur Burg des Weißen Reihers (heißt so wegen ihrer Farbe), eine der wenigen im Original erhaltenen Bastionen des Landes. Leider muss die Burg nach 430 Jahren mal wieder generalsaniert werden, so dass man nicht viel von ihr sieht. War aber trotzdem ein schöner Ausflug aufs "Land" mit einem netten Spaziergang durch die Gärten um die Burg herum und einem sehr guten Curry-Udon zum Mittagessen (Udon sind extrem lange, dicke selbstgemachte Nudeln). Eine Herausforderung, mit der Brühe nicht alles im Umkreis von 2 Metern "einzusauen". Essen mit Stäbchen bleibt eine Herausforderung!

Erschreckend, wie Japan zugepflastert ist. Man merkt keinen echten Übergang von der Millionenstadt Osaka über die Millionenstadt Kobe, Kasai bis Himeji- auf 100 km Länge alles zugebaut. Ist andererseits kaum verwunderlich, wenn man weiß, dass 87% der Fläche gebirgig sind.

War sicherlich nicht verkehrt, die Benutzung der Bahn mal zu testen, bevor es "ums Ganze" geht und ein Fehler unnötig viel Zeit kostet. In Osaka erwische ich prompt den falschen Zug, immerhin einen "JR Special Rapid Service", der 63 Minuten nach Himeji benötigt (regulärer Preis: 1.450Y; Wechselkurs etwa 1:100). Zurück geht es mit dem JR  Hikari in 35 Minuten (regulärer Preis: ebenfalls 1.450Y, dazu kommt aber noch die Sitzreservierung in Höhe von 2.190Y (!!!!!!). Gut, dass mein Japan Rail-Ticket alle Reservierungen beinhaltet! Dieser extrem hohe Preis ermöglicht es JR, mit wesentlich mehr Personal zu operieren und einen besseren Service als etwa die Deutsche Bahn zu bieten.


So kommt alle viertel Stunde eine nette Dame vorbei, die in ihrem Wagen allerhand zum Essen und Trinken dabei hat. Der Zug hält auf den Zentimeter genau dort, wo er halten soll und der Wagen mit dem reservierten Platz genau dort, wo er sein soll (und nicht wie am Montag bei der DB 100 Meter weiter hinten). Wenn es tatsächlich ein Problem gibt, wie beim Nozomi, dem Ultra-Super-Schnellzug der Japaner (ist in meinem Ticket leider nicht enthalten), der in Sin-Osaka am Bahnsteig gegenüber stand und auf dem Weg nach Tokio bereits unglaubliche 2 Minuten Verspätung hatte, drückt der verantwortliche Bahngleisvorsteher einen entsprechenden Knopf. Sofort geht eine selbst für japanische Verhältnisse extrem laute Alarmanlage los. Keine Minute später tauchen aus dem Nichts (könnte ich bitte noch mal die Zeitlupe haben: Wo kamen all diese Typen plötzlich her?) knapp 30 Männer der Bahn auf und versuchen umgehend, das Problem zu lösen...

Am Abend findet noch die Award Ceremony statt, wo die Wirtschaftsjunioren die besten Projekte, die besten Kreise usw. auszeichnen. Schwer abgesahnt hat Hong Kong. Ich bilde mir nicht ein, dass es an meiner Kritik bei der Europakonferenz lag, aber diesmal haben die Organisatoren bei jedem Preis kurz erläutert, wofür es diesen eigentlich gab. Wenn es JCI jetzt noch schafft, die Dauer der Veranstaltung auf max. 90 Minuten zu halbieren, wird es noch ein richtig interessantes Event...

07.11.2010 Der Kongress tanzt

Heute Abend geht die Konferenz zu Ende, auch ich muss meine Koffer packen. Was heißt, ich muss? Ich bin ja nicht nach Japan geflogen, um nur in Osaka herumzuhängen. War heute noch bei drei Bahnhöfen, um mir meine Tickets und Platzreservierungen für die kommenden Tage zu besorgen- Oh Mann, da kommt man ganz schön rum. Nachdem das Essen auf der Konferenz sicherlich keinen Michelin-Stern gewinnt, war ich in der Fressmeile eines Kaufhauses. Für rund 6 Euro hatte ich ein gutes Reisgericht und zum Nachtisch ein leckeres Puddinggepäck. Getränk gibt es sowieso immer gratis.

Einen Abstecher mache ich nach Amerika-Mura. Das Viertel heißt so, weil es nach dem letzten Weltkrieg das erste war, wo es amerikanische Artikel gab. Das mit den amerikanischen Artikeln hat sich bis heute nicht geändert. Gerade jüngere Japanerinnen scheinen beim Angebot in Ekstase zu verfallen. Dazu kommen die Aufreißertypen in den alten Cadillacs, Oldmobiles usw., die ihre Motoren aufbrüllen lassen und immer wieder hier durchfahren. Sehen und gesehen werden eben.

Inzwischen sind auch meine Sachen komplett trocken, die ich heute früh um 2 Uhr in die Waschmaschine und anschließend den Trockner geworfen habe. Also kann der Koffer gepackt werden, bevor es morgen früh nach Kyoto geht.

Rift-Valley (c) Binmalebenweg

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